Die Roma-Arbeit in Vilmany

Die Roma-Arbeit ist auch Missionstätigkeit

Roma-Arbeit ist auch Missionsarbeit
Heute waren wir im Schutzhaus für junge Roma in Vilmany. Hier durften wir wohl das wahre Gesicht dieser Gegend - eigentlich der Grund, warum wir hier sind - kennen lernen: Armut, bittere Armut, vor allem unter den Romas. Der Begriff "Roma" bringt an sich schon viele Missverständnisse mit sich, hier einige Fakten zur Klärung:
  • Romas sind in allen Ländern Minderheiten.
  • Romas haben weder eine einheitliche Sprache, Kultur noch eine einheitliche Geschichte.
  • Romas bilden die grösste ethnische Minderheit Europas.
  • Wohl überall erfahren Romas Ablehnung und Ausgrenzung.
  • Romas wurden und werden in europäischen Staaten verfolgt.
  • Romas sind kein nomadisierdendes Volk. Bereits 1893 hat eine Erhebung ergeben, dass nur gerade 3.3% aller Romas nomadisieren. Romas mit Zigeuner gleich zu setzen ist also falsch und obendrein rassistisch.
  • Migration bei Romas hat, wie bei anderen Minderheiten auch, ihren Grund meist in Armut und sozialer Ausgrenzung.
  • Wie jüdische Minderheiten auch, wurden Romas lange in vielen Staaten nicht als Bürger anerkannt. Deshalb hatten sie oftmals keine Rechte damit verbunden auch wesentlich schlechtere wirtschaftliche Ausgangslagen als die Mehrheitsbevölkerung. Diese Diskriminierung wirkt bis heute nach.
Was wir heute in Vilmany gesehen haben ist also eine Folge dieser langen und über weite Strecken auch traurige Ausgrenzungsgeschichte der Romas. Als Minderheitsbevölkerung leben sie neben der Mehrheitsbevölkerung ihres Landes und sind heute noch gegenüber der Mehrheitsbevölkerung stark benachteiligt. Ob die Romas hier in Ungarn vom Staat offen diskriminiert und benachteiligt werden kann ich nicht beurteilen. Was wir heute von Zsuzsa gehört haben, weist aber stark auf eine gewisse soziale und geschichtlich bedingte Benachteiligung der Romas hin
Wohngegend von Romas, geprägt von Armut
Wohl die meisten Romas sind arm. Im Zusammenhang mit der Armut haben Romas auch eine schlechte Schulbildung. Oft auch dadurch bedingt haben Romafrauen sehr jung Kinder und auch viele Kinder, denn oft ist das Kindergeld das wohl einzige sichere Einkommen für die bitterarmen Familien. Weil viele Romas keine Arbeit haben, ist die Perspektivenlosigkeit weit verbreitet. Entsprechend werden viel Alkohol und Drogen konsumiert. Das wiederum verunmöglicht die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, was wiederum den Erwerb eines geregelten Einkommens verhindert. Also bleibt das Kindergeld das wohl einzige sichere Einkommen. Um das Einkommen zu steigern müssen mehr Kinder gezeugt werden, ein Teufelskreis halt.
Kommt hinzu, dass ein Grossteil der Romas auch andere Wertvorstllungen hat als die Mehrheitsbevölkerung in Ungarn. Sie haben ein anderes Verhältnis zu Besitztum, sie nehmen was greifbar ist und ihnen gefällt und werden so aus der Sicht der Mehrheitsbevölkerung straffällig. Auch wenn die Kinder mangelhafte Kleidung haben. Auch wenn die Kinder keine Spielsachen haben. Auch wenn es den Kindern am Nötigsten für die Schule fehlt. Auch wenn in den Häusern vieler Romas Strom, fliessend Wasser und sanitäre Anlagen fehlen, besitzen viele Romas trotzdem die gängigen Insignien des westlichen Wohlstandes wie Smartphone, Markenkleider etc.
Roma-Mütter unterwegs auf dem Kreuzweg
Im Schutzhaus versuchen Zsuzsa und ihre MitarbeiterInnen den jungen Romamüttern Schutz zu bieten. Dies beginnt bei den Minimas menschlicher Existenz: Mütter können hier duschen, sie können ihre Kinder baden, die Kleider waschen. Sie erhalten Unterstützung in Fragen des täglichen Lebens. Die Kinder lernen hier zusammen spielen, erhalten eigenes Spielzeug. 
Romakinder kriegen einen Ball geschenkt
und lernen so Eigentum
Eigenes, Eigentum, lernen Eigentum zu haben, aber auch Eigentum zu respektieren, das ist etwas sehr Wichtiges, was viele Romas hier in Vilmany lernen müssen: Der Ball gehört meinem Kind, ich bin für den Besitz meines Kindes verantwortlich. Ein herumliegender Ball gehört nicht automatisch allen, er könnte jemandem gehören. Mit dem Dinosaurier im Schutzhaus dürfen die Kinder spielen. Noch wenn der Dino gerade von einem spezifischen Kind in Besitz genommen und bewacht wird, bleibt er trotzdem Eigentum der Kirchgemeinde, auch wenn diese nie damit spielt und ihn auch nicht speziell bewacht. Ohne hier etwas ins Lächerliche ziehen soll aufgezeigt werden, welches Verhältnis Romas zu Besitztum haben.
Biblische Geschichten werden auch gemalt
Das Schutzhaus ist nicht einfach nur eine gute, soziale Tat, es ist auch eine Mission. Mütter und Kinder hören Geschichten aus der Bibel und üben auch ganz konkret religiöses Handeln ein, wie: beten, oder heute haben sind wir mit einem Holzkreuz ein Kreuzweg gegangen. 
Auch wenn das Schutzhaus gemessen am Gesamtelend der Romas hier wirklich nicht mehr sein kann als ein Tropfen auf einen heissen Stein, wird es doch heute von jungen Frauen besucht, die schon selber als Kinder im Schutzhaus waren. Und es hat eine junge Frau, die als Kind regelmässig ins Schutzhaus kam, sogar geschafft das Abitur zu machen und ein Studium in Angriff zu nehmen. Und nur schon wegen ihr hat sich die ganze Arbeit von Zsusza und ihren Mitarbeiterinnen gelohnt... .





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